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«wattss-INSIDE» Expertenwissen hautnah! Fokusthema: Batteriespeicher

31.03.2025
Lesedauer: 10 min
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Welche Batterietechnologien dominieren den Markt? Wie sind Batterie-Energiespeichersysteme (BESS) aufgebaut, und wie steht es um ihre Sicherheit? Thomas Prohaska, Projektmanager und Batterietechnologie-Experte bei wattss, gibt im Rahmen unserer Serie «wattss-INSIDE» Expertenwissen hautnah! in einem Interview spannende Einblicke.

 

Nach seinem Elektrotechnik-Studium an der ETH Zürich spezialisierte er sich auf nachhaltige Energie- und Mobilitätslösungen und war als System Engineer für Traktionssysteme sowie Produktmanager für Hochvolt-Batterien tätig.

Herzlich willkommen zu unserem heutigen Gespräch über Batterie-Energiespeichersysteme (BESS)! Wir freuen uns, heute mit Thomas Prohaska, Projektmanager und Batterietechnologie-Experte bei wattss, zu sprechen. Thomas, du hast Elektrotechnik an der ETH Zürich studiert und dich auf nachhaltige Energie- und Mobilitätslösungen spezialisiert. Kannst du uns zunächst einen kurzen Überblick darüber geben, welche Batterietechnologien aktuell in BESS am häufigsten eingesetzt werden?

Die meisten Batterie-Energiespeichersysteme (BESS) basieren heute auf Lithium-Ionen-Technologie. Besonders verbreitet sind dabei die Zellchemien LFP (Lithium-Eisenphosphat) und NMC (Nickel-Mangan-Cobalt). LFP gilt als besonders sicher, thermisch stabil und langlebig – zudem kommt sie komplett ohne Kobalt aus und ist damit aus Nachhaltigkeitssicht im Vorteil. Bei stationären Anwendungen wie BESS, wo die Energiedichte nicht so kritisch ist, ist LFP die dominante Zellchemie. NMC bleibt für besonders leistungskritische Anwendungen attraktiv wie E-Mobilität. Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird versucht, den darin vorhandenen Kobaltanteil möglichst zu reduzieren. 


Neben diesen etablierten Technologien gewinnen auch Alternativen wie Natrium-Ionen- oder Feststoffbatterien zunehmend an Relevanz. Natrium Ionen Batterien nutzen ähnliche Technologien und Herstellungsverfahren wie Lithium-Ionen-Batterien, benötigen aber keine kritischen Mineralien, sondern verwenden Natrium, das in der Natur reichlich vorhanden ist und sie zu einer vielversprechenden Lösung für nachhaltige BESS macht.

 

Du hast bereits die Vorteile der Lithium-Ionen-Technologie und speziell der LFP-Zellchemie angesprochen. Dennoch gibt es laufend neue Entwicklungen in der Batterieforschung. Gibt es Technologien, die in Zukunft eine ernsthafte Alternative zu LFP darstellen könnten?

Bei wattss setzen wir derzeit auf die bewährte LFP-Chemie, die wie erwähnt insbesondere für statische Anwendungen wie BESS stark verbreitet ist. Gleichzeitig sind wir offen für neue, innovative Technologien. Auch wenn diese heute noch teurer als LFP sind, glauben wir an ihr Potenzial. Denn technologische Veränderungen brauchen Zeit – und wir möchten vorn dabei sein, wenn sich neue Standards durchsetzen. Wenn Sie an einer neuen Technologie arbeiten oder eine spannende Lösung anbieten, kommen Sie gerne auf uns zu – wir sind immer offen für ein Gespräch, um mögliche Anknüpfungspunkte oder Kooperationen auszuloten (lacht).

Sehr spannend! Schauen wir uns nun die Struktur eines Batterie-Energiespeichersystems genauer an. Viele denken dabei oft nur an eine grosse Batterie – doch ein BESS ist weitaus komplexer. Kannst du uns erklären, welche Komponenten ein solches System ausmachen und welche Rolle sie spielen?

Ein BESS ist weit mehr als „nur“ eine Batterie – es handelt sich um ein komplexes System aus mehreren Komponenten, die gemeinsam für eine sichere, effiziente und flexible Energiespeicherung sorgen.


Im Zentrum der elektrischen Energiespeicherung stehen die Batteriezellen bzw. -module. Für den sicheren Betrieb sorgt das Batteriemanagementsystem (BMS). Es überwacht Spannung, Temperatur und Ladezustand jeder einzelnen Zelle in Echtzeit und schützt vor Überladung, Tiefentladung oder Überhitzung.

 

Ein weiteres zentrales Element ist der Wechselrichter, der den von den Batterien gelieferten Gleichstrom (DC) in netzfähigen Wechselstrom (AC) umwandelt. Je nach Systemarchitektur kann der Wechselrichter im Batteriecontainer integriert oder separat installiert sein. Nach dem Wechselrichter erfolgt der Anschluss ans Stromnetz über einen Transformator. 

 

Welche Spannungsebene verwendet wird – Niederspannung, Mittelspannung oder in Einzelfällen sogar Hochspannung – hängt von den technischen Gegebenheiten des Netzanschlusspunkts ab. Das kann z. B. ein nächstgelegenes Umspannwerk oder eine vorhandene Trafostation sein. Der jeweilige Netzbetreiber gibt vor, auf welcher Spannungsebene ein Anschluss möglich ist und welche Einspeiseleistung realisiert werden kann. Diese Rahmenbedingungen beeinflussen massgeblich die Auslegung des BESS. 

 

Dabei unterscheidet man zwei Einsatzbereiche:

 

  • Behind-the-Meter: Das BESS befindet sich „hinter dem Zähler“ eines Verbrauchers, z.B. in einem Gewerbebetrieb oder bei einem Industriekunden. Hier dient es zur Eigenverbrauchsoptimierung, Lastspitzenreduktion oder Notstromversorgung.
  • Front-of-the-Meter: Das System ist direkt ans öffentliche Netz angeschlossen und agiert unabhängig von einem konkreten Verbraucher. In diesem Fall wird es oft zur Netzstabilisierung, Vermarktung am Energiemarkt oder zum Zwischenspeichern erneuerbarer Energie eingesetzt.
Einsatzmöglichkeiten, je nachdem, ob das System hinter oder vor dem Zähler installiert wird. Welche weiteren Aspekte müssen berücksichtig werden um ein BESS effizient und gewinnbringend zu betreiben?

Zur Steuerung aller Energieflüsse dient ein übergeordnetes Energy Management System (EMS). Es regelt Lade- und Entladevorgänge, optimiert den Eigenverbrauch, steuert Netzunterstützungsfunktionen wie Peak Shaving oder Frequenzregulierung – und vernetzt das BESS mit anderen Erzeugern und Verbrauchern.

 

Wir von wattss bieten unterschiedliche Lösungen an: Von Behind-the-Meter-Systemen über AC-kompatible Komplettlösungen für das Niederspannungsnetz – bevorzugt gemeinsam mit unserem Partner Pixii – bis hin zu grossskaligen BESS-Projekten im zwei- bis dreistelligen MWh-Bereich, bei denen wir – wo immer möglich – auf europäische Komponenten setzen.

Neben der technologischen Effizienz ist ein besonders wichtiges Thema die Sicherheit von Batteriespeichern. Gerade bei Lithium-Ionen-Batterien gibt es oft Diskussionen über Brandrisiken. Wie sicher sind moderne BESS wirklich, und welche Schutzmechanismen kommen dabei zum Einsatz?

Die Sicherheit von Batteriespeichern ist heute dank ausgereifter Technologie und strenger Standards sehr hoch – vorausgesetzt, das System ist professionell ausgelegt, installiert und betrieben. Moderne Lithium-Ionen-Batterien, insbesondere mit LFP-Chemie, gelten als thermisch stabil und weniger reaktionsfreudig als frühere Zelltypen. Dennoch ist eine mehrstufige Sicherheitsarchitektur essenziell.

 

Ein zentrales Element ist das Batteriemanagementsystem (BMS), das jede Zelle kontinuierlich überwacht – bei kritischen Abweichungen greift es automatisch ein. Zusätzlich sorgen Brandschutzkonzepte, Temperatursensorik und Notabschaltungen dafür, dass im Ernstfall schnell reagiert werden kann. Auch das Systemdesign selbst spielt eine Rolle: Lüftung, Trennung von Batteriemodulen, Feuermelder und gasdichte Gehäuse erhöhen die Betriebssicherheit.

Du hast erwähnt, dass moderne Batteriespeicher sehr hohe Sicherheitsstandards erfüllen. Gibt es konkrete Studien oder Vergleiche, die diese Einschätzung untermauern?

Ein professionelles Sicherheitskonzept berücksichtigt nicht nur die Batterie, sondern geht viel weiter, auch das Zusammenspiel mit Wechselrichter, Netz und Gebäudetechnik muss gut abgestimmt sein. In der Praxis bedeutet das: Batterien sind heute genauso sicher wie andere elektrische Anlagen – wenn sie richtig geplant und betrieben werden.
Dass diese Einschätzung nicht nur Theorie ist, zeigen auch aktuelle Studien:

 

Eine Studie der RWTH Aachen belegt, dass stationäre Batteriespeicher die Brandgefahr in Wohngebäuden nicht erhöhen – sie gelten sogar als sicherer als viele Haushaltsgeräte:

 


Auch im Bereich Elektromobilität zeigt sich ein ähnliches Bild: Elektroautos brennen seltener als Verbrenner, wie aktuelle Statistiken belegen – trotz medialer Wahrnehmung:

 


Bei unseren Energiespeicherlösungen setzen wir auf bewährte, nach internationalen Standards geprüfte Technologien. Ein zentrales Prüfkriterium ist beispielsweise der sogenannte Thermal Propagation Test gemäss IEC 62619. Dabei muss nachgewiesen werden, dass sich ein Thermal Runaway – also ein unkontrolliertes thermisches Durchgehen einer Zelle – nicht auf benachbarte Zellen übertragen kann. Zudem arbeiten wir ausschliesslich mit erfahrenen Partnern zusammen, die über fundiertes Know-how in der Umsetzung sicherer und effizienter Batteriespeicherlösungen verfügen – von der Systemauslegung bis zur Inbetriebnahme vor Ort.

Vielen Dank, Thomas, für diese tiefgehenden Einblicke! Es wird deutlich, dass die Technologie hinter Batteriespeichern weit ausgereifter und sicherer ist, als viele denken. Abschliessend: Wo siehst du die grössten Chancen und Herausforderungen für BESS in den nächsten Jahren?

Neben den technischen Aspekten sehen wir derzeit vor allem in der Projektabwicklung einige zentrale Herausforderungen. Ein wesentlicher Engpass ist aktuell die Bearbeitung von Netzanfragen. Die Netzbetreiber sind stark ausgelastet, da die Zahl der Projekte im Bereich erneuerbare Energien, Elektromobilität und Speicherlösungen stetig steigt. Das führt in vielen Fällen zu verlängerten Bearbeitungszeiten, was direkte Auswirkungen auf Projektlaufzeiten und Inbetriebnahmetermine haben kann.

 

Wir bei wattss reagieren darauf mit frühzeitiger Planung, enger Abstimmung mit Netzbetreibern sowie standardisierten Prozessen. Wo möglich, beziehen wir unsere Partner bereits in frühen Projektphasen mit ein – das schafft Klarheit und ermöglicht realistische Zeitpläne.

 

Zudem muss man die regulatorischen und politischen Rahmenbedingungen im Auge behalten – denn Speicherprojekte laufen über viele Jahre hinweg. Durch eine vorausschauende Planung und flexible Konzepte stellen wir sicher, dass unsere Systeme auch langfristig erfolgreich betrieben werden können.

 

Eine spannende Perspektive! Vielen Dank, Thomas, für dieses aufschlussreiche Gespräch. Und an alle Zuhörer und Leser: Bleiben Sie informiert über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Energiespeicherung – besuchen Sie unsere Website für weitere spannende Inhalte!

Die Zukunft der Energieversorgung wird entscheidend von effizienten und sicheren Batteriespeichern geprägt. Unser Gespräch mit Thomas Prohaska hat verdeutlicht, wie wichtig die richtige Technologieauswahl, ein durchdachter Systemaufbau und höchste Sicherheitsstandards für den erfolgreichen Einsatz von BESS sind.

 

Bei wattss setzen wir auf bewährte Lösungen, bleiben aber stets offen für Innovationen. Sie arbeiten an neuen Technologien oder suchen einen starken Partner für Ihr Energiespeicherprojekt? Dann lassen Sie uns ins Gespräch kommen!

 

Bleiben Sie auf dem Laufenden und entdecken Sie weitere spannende Insights: beratung@wattss.ch oder +41 58 590 20 50.

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